– oder: wie man sich selbst am Schopf aus dem Sumpf zieht –
Am Sonntag war wieder Pokalzeit. Der Sommer zog nochmal alle Register, farbenfroh und schön, leicht windig und sonnig – so zog es die Saarmunder quer durch Potsdam wieder raus aufs Land. Die eingemeindeten Potsdamer aus Golm hatten mehrere Überraschungen parat – so wurde kurzfristig das Spiel von 15:00 Uhr auf 13:00 Uhr verlegt und letztendlich noch vom Rasenplatz auf den niegelnagelneuen Kunstrasenplatz.
Trainer R. Meinert hatte deshalb das Abschlußtraining auf unserem Kunstrasen angeordnet, doch wurden wir wieder von den Golmern überrascht:
Denn uns erwartete kein normaler Großfeldplatz, sondern ein etwas längerer Kleinfeldplatz. Wie der DFB auf so einem Platz überhaupt ein Großfeldspiel zulassen kann bleibt sein Geheimnis, aber mit Geld und administrativen Maßnahmen seitens der Stadt kann man wohl auch so etwas durchsetzen. Das Spielfeld hatte die Breite eines Kleinfeldplatzes und war nur wenig länger als ein solcher.
(Vielleicht sollten unsere Vereinsoberen auch einmal beim DFB nachfragen, was wir tun müssen damit unser oberer Kunstrasenplatz für Großfeldspiele zugelassen wird.)
Auf diesem beengten Raum konnten Wettbewerbsunterschiede in der Qualität natürlich leichter ausgeglichen werden, was schon ein Vorteil der Gastgeber war.
Dennoch mußte Ihnen der Schiedsrichter helfen um in Führung zu gehen – denn schon nach
5 Minuten gingen sie durch einen Strafstoß, den man nicht geben muß, in Führung.
Robert Städter soll den Gegenspieler am Trikot gehalten haben – in Wirklichkeit hatte er ihn etwas gezupft und wenn dann ein 80 Kilo-Mann wie ein Sack Mehl umfällt, dann gehört er in ein Krankenhaus, bestenfalls noch auf eine Theaterbühne, jedoch nicht auf einen Fußballplatz.
Den nächsten kleinen Schock versetzte uns Danilo, der einen Rückpaß ungenau spielte, ein Golmer ging dazwischen, der schnelle Konter konnte nicht gestoppt werden, so daß durch die Beine des herausstürzenden Keepers Stern das 2:0 für die Gastgeber schon in der 8. Minute fiel.
Damit konnte man natürlich alle ursprünglichen Taktikspielchen vergessen, hier half nur eines: Den Rückstand noch vor der Pause wettzumachen! Aus einer zusehends besser werdenden und sicher spielenden Abwehr heraus bauten die Gäste aus Saarmund einen unheimlichen Druck auf und rissen das Spiel an sich. Zunächst noch etwas holprig und zu oft durch die enge Mitte, versuchten sie zum Tor zu gelangen. Das war jedoch nicht immer von Erfolg gekrönt, es schlichen sich aus Übereifer auch zu viele Fehler ein.
Ungenaue Ballannahmen und Abspiele (Matze), Festrennen gegen 3 Leute (Eddy), fleißige Laufarbeit – aber den richtigen Abspielzeitpunkt verpaßt (Max), führten noch zu oft zu Ballverlusten.
Eine zuverlässige Konstante im Mittelfeld gab aber Stütze und Raum:
Der Routinier Florian Gillmeister mutierte schon zu diesem Zeitpunkt zum Spieler des Spiels. Er gewann so gut wie jeden Zweikampf, gab Sicherheit durch genaue Abspiele und schuf Raum für den hinter ihm spielenden Florian Schulz. Danilo wurde an seiner Seite sicherer und war überall zu finden wo es gefährlich wurde, ging wie Flo, auf der linken Mittelfeldseite in die Zweikämpfe und war wie ein Derwisch eigentlich überall zu finden.
Die genannten Fehler wurden weniger, das Spiel der Gäste damit glatter, schneller, sicherer und – gegen Ende der 1. Halbzeit – auch erfolgreich.
Zunächst half auch hier der Schiedsrichter durch einen Elfmeter nach, den man auch nicht unbedingt geben muß, als Eddy sich wieder einmal durch irgendwelche Gegenspieler „durchtanken wollte“ und dann im Strafraum fiel. Den gepfiffenen Strafstoß verwandelte Keeper zwar nicht, aber den Nachschuß sicher.
Zwei Minuten später belohnte sich Danilo für seine unermüdliche Rackerei und machte seinen Fehler vor dem 2:0 durch den Ausgleich in der 42. Minute wieder gut.
So gingen die Teams in die Pause.
Nach der Pause wurde Chrissi für Robert eingewechselt und Robert Schröder kam für den jungen Jannik Köhn. Zum Glück zeigte sich unmittelbar nach der Pause das alte Saarmunder Gen nicht, die Mannschaft ging konzentriert und voller Druck die Sache weiter an. Gillmeister blieb der König des Mittelfelds, die Gäste blieben die überlegene Mannschaft und zwangen die Gastgeber in den 2:3-Rückstand durch ein Eigentor.
Die Gastgeber blieben nicht ganz chancenlos, erspielten sich hin und wieder einige wenige Chancen und es zeigten sich auch weiter einige Schwachstellen bei den Gästen. So wurde nicht jede Chance genutzt, beispielhaft sei hier genannt, daß der junge Torhüter der Gastgeber dreimal einen Abstoß so richtig versaute und kein einziges Mal diese Fehlleistung von den Saarmundern bestraft wurde. Es zeigte sich also, daß immer noch ein Vollblutstürmer fehlt.
Routinier Stern im Tor der Gastgeber hatte eigentlich einen ruhigen Nachmittag wobei man jedoch zu bedenken hat, daß er stets aufmerksam sein mußte weil auch ein nur mittelprächtig begabter Spieler vom gegnerischen Strafraum durchaus einen strammen Fernschuß auf das jeweils andere Tor hätte abgeben können. Wie gesagt, Kleinfeld! Nach meiner Meinung wurde diese Möglichkeit jedoch zu wenig genutzt, von den Saarmundern allerdings öfter als vom Gegner.
Die Abwehr der Gäste stand hinten sicher, Stern und Lippert vermittelten Ruhe und Ausgeglichenheit, meistens wurde der Abstoß kurz ausgeführt zu Lippert, der – zu mindestens in der 2. Halbzeit – dann oft noch Meter machen konnte um dann irgendwann eine Flanke oder einen sicheren Paß zu spielen so daß es vor dem Tor der Gastgeber wieder brannte.
Stern mußte in der Mitte der 2. Halbzeit einmal einen Ball aus seiner linken Ecke kratzen, ein weiteres Mal kam über halblinks Johannes von den Gastgebern – beim ersten Mal klärten Stern und Frido noch gemeinsam, ein weiteres Mal stand Frido falsch, ließ sich von Johannes ausspielen, der völlig überraschend zu diesem Zeitpunkt dann den Ausgleich für die Gastgeber erzielte.
Unnötig – aber unsere Saarmunder wären natürlich nicht Saarmunder, wenn sie nicht an den Zuschauer und Fan denken würden, der natürlich bis zum letzten Augenblick Spannung erwartet. Das sie dabei natürlich ihre Fans und Trainer zum übermäßigen Gebrauch von Herztabletten verleiten, ist nebensächlich – Hauptsache spannend!
Dann wurde ein Vollblutstürmer eingewechselt, der nunmehr in der 1. Herren sein Debüt nach langer Verletzungspause gab, nämlich Andy Selinger!
Er wurde für den gut spielenden Eddy eingewechselt – und da hatten wir ihn dann endlich –
d e n Vollblutstürmer!
Wie letzte Woche in der Zweiten tankte er sich auf rechts durch, gab den Ball scharf rein, Freund und Feind wollten ihn nicht, bis dann – in einer großen Lücke in der Mitte – Gillmeister stand und gar nicht anders konnte als ihn aus ca. 12-13 m satt zu versenken.
Tja, wir schrieben die 87. Minute, aber diesmal war die Mannschaft clever genug (es war ja auch nur ein Tor Vorsprung), diese Führung über die Zeit zu bringen und endlich den ersten Sieg für den neuen Trainer und sich selber zu erringen!
SG Saarmund: Stern – Käpnick, Curio, F.Schulz, Kühn, Dresler (79. Selinger), M.Schulz, Köhn (46. Schröder), Städter (46. Maier), Zimmermann, Gillmeister;
Bank: Selinger, Schröder, Maier; Trainer: R. Meinert
KaRa